Frauen für Vielfalt – interkulturelle Bildungswerkstatt Meißen

Ein Projekt zur Verbesserung der Partizipation von Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung


Wer wir sind

Wir sind Frauen mit vielfältigen Biografien. Wir kommen aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Wir wohnen in – oder in der Nähe von Meißen. Seit dem 08. März 2017 beleben wir das Atelier Frauenvielfalt, einen niederschwelligen, interkulturellen und sicheren Begegnungsraum für Frauen in Meißen.


Was wir machen

Wir engagieren uns für ein respektvolles Zusammenleben in Meißen: In Akzeptanz und Anerkennung vielfältiger Lebensentwürfe, unter Beachtung individueller und soziokultureller Besonderheiten.

 

Mit unserem aktuellen Projekt

  • ermöglichen wir niederschwellige Bildungs- und Begegnungsangebote für Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung und

  • fördern bürgerschaftliches Engagement von Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung.

Gemeinsam entwickeln wir mit einem Blick über den Tellerrand Aktionen im öffentlichen Raum, öffnen neue Dialogräume in Meißen und machen Perspektiven von Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung sichtbar.

…und warum

Wir erleben, dass Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrung im öffentlichen Leben

  • noch zu oft kollektiv als Ehefrauen, Mütter und schutzbedürftige Begleiterinnen männlicher Migranten beurteilt werden.

  • noch zu selten individuell als Expertinnen in eigener Sache mit unterschiedlichen Erfahrungen, Fähigkeiten und Qualifikationen wahrgenommen und wertgeschätzt werden.

  • sich, wenn sie ein Kopftuch tragen, noch zu oft fremden Menschen gegenüber erklären und rechtfertigen müssen, warum sie es tragen.

  • noch zu selten als Mensch mit einem Grundrecht auf Glaubensfreiheit respektiert und akzeptiert werden.

Mit dem aktuellen Projekt nehmen wir das Anliegen der Teilnehmerinnen auf, Leben und Menschen in Meißen und Deutschland besser verstehen zu wollen und selber besser verstanden zu werden.

Wir wollen herausfinden, wie gutes Zusammenleben gelingen kann und was jede und jeder Einzelne für ein gutes Zusammenleben tun kann.

Wie wir arbeiten

Unsere Angebote sind leicht zugänglich und können von allen Frauen genutzt werden. Die Umgangssprache im Projektalltag ist Deutsch.

Alle Teilnehmerinnen können den Projektalltag und die Angebote mitbestimmen und mitgestalten. Für die meisten Kurse organisieren wir eine Kinderbetreuung.

Wir bieten Raum zum Erfahrungsaustausch, Hilfe zur Selbsthilfe bei der Alltagsbewältigung und unterstützen beim Netzwerken.

Wir arbeiten mit unterschiedlichen  Kooperationspartner*innen zusammen. Gemeinsam entwickeln und realisieren wir Workshops und Veranstaltungen, unternehmen Ausflüge und feiern Feste.


Themenfelder unseres aktuellen Projektes

Regelmäßiges niederschwelliges Kurs- und Begegnungsangebot im Atelier Frauenvielfalt

Die Angebote werden unter Berücksichtigung der Bedarfe der Teilnehmerinnen entwickelt, bzw. neuen Bedarfen und Bedingungen angepasst:

  • Alltagskunde zur besseren Orientierung im deutschen Alltag

  • Bewegen und Entspannen mit sanfter Yoga-Praxis

  • Textilwerkstatt und Computerwerkstatt zum Erlernen und Vertiefen textiler und digitaler Fertigkeiten

  • Feste und gemeinsame Unternehmungen

  • Hilfe zur Selbsthilfe bei der Alltagsbewältigung

  • Netzwerken

Schulung mit anschließender Peer- Ausbildung

= Schulungen für Migrantinnen zu gesundheitlichen Themen, damit sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in eigenen Schulungen an andere Migrantinnen weitergeben können.

Kooperation mit dem Ausländerrat Dresden/ Projekt Gesundheitslotsen

Psychosoziale Beratung im sicheren Raum Atelier Frauenvielfalt

= psychologische und psychosoziale Beratung für psychisch belastete Frauen mit Flucht- und
Migrationserfahrung im Einzel- und Gruppensetting. 

Kooperation mit dem Psychosoziales Zentrum – das BOOT GgmbH

Tellerrand-Aktionen

= Aktionen in Meißen, die die Lebenswirklichkeit migrantischer Frauen sichtbar machen. Mit Ihnen und euch zusammen schaffen wir Räume für Gespräche und Begegnungen auf Augenhöhe.

Gewünschte Kooperationen mit:

Meißnerinnen und Meißnern, Künstlerinnen, Vereinen und Organisationen, öffentlichen Einrichtungen, Schulen und Kitas und allen, die am guten Zusammenleben interessiert sind.

 

 


Das Projektteam im Atelier Frauenvielfalt

Mitarbeiterinnen in Festanstellung

Grit Stephan: Projektleitung
Giulia Ferrari: Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit
Sawsan Amin: Alltagsbegleitung, Kinderbetreuung

Mitarbeiterinnen auf Honorarbasis

Eva Wolters: Sanfte Yogapraxis
Nicole Böer: Alltagskunde
Ibaa Aldebiyat: Computerwerkstatt

Ehrenamtlich tätige Frauen

Adela Karimi: Bundesfreiwillige
Shahen Ismael: Textilwerkstatt
Gabi Poppitz: Textilwerkstatt
Andrea Freytag: Malkurs
Linda Rohde: Kinderbetreuung, Nachhilfe Mathematik



Was wir uns wünschen

 

Wir wünschen uns persönliche Begegnungen im wohlwollenden Austausch, die uns neue Perspektiven öffnen, Verstehen füreinander ermöglichen und uns einander näher bringen.

Wir wünschen uns Ihre/eure Mitarbeit und konstruktive Anregungen für gemeinsame Aktionen.

Wenn Sie/ihr Interesse an einer Zusammenarbeit haben/habt, dann wünschen wir uns, dass Sie/ihr Kontakt mit uns aufnehmen/aufnehmt.

 

 


Aus dem Projektjahr 2022

Eine Geschichte – viele Sprachen

Die Interkulturellen Wochen fanden in unserem Landkreis vom 18.09. bis 02.10.2022 statt. In diesem Rahmen organisierten wir eine zweisprachige Lesung auf Arabisch oder Persisch und Deutsch für Grundschulkinder in Meißen.

Insgesamt lasen wir in vier Klassen der Afra- und Arita-Grundschule. Durchgeführt wurden die Lesungen von drei Frauen. Eine Frau las in der Fremdsprache, eine auf Deutsch und die Dritte übernahm die Moderation.

Auf der einen Seite wollten wir den Kindern die Möglichkeit bieten, in die verschieden Klänge unserer Sprachen einzutauchen. Auf der anderen Seite wollten wir unsere Leidenschaft fürs Lesen und unsere Muttersprachen mit den Kindern teilen und waren gespannt zu sehen, wie sie auf die arabische und persische Sprache reagieren würden.  

Für die Lesung saßen wir zusammen im Halbkreis. Wir stellten uns in unserer Muttersprache und auf Deutsch vor. Unser kleines Publikum fand das überraschend. Einige Kinder schauten sich verwundert an. Sie waren überrascht, die fremden Sprachen zu hören. Kinder, die uns verstanden, guckten uns mit einem großen Lächeln an. In fast alle Klassen gab es Kinder, die als Muttersprache Arabisch, Kurdisch, Persisch, Somali, Französisch, Russisch, Polnisch oder Tschechisch sprechen. Wir baten sie, den Buchtitel „Das Allerwichtigste“ in ihre Muttersprache zu übersetzen und wiederholten diese Übersetzung mit allen anderen.

Auf spielerische Weise ist es uns gelungen, die Neugier der Kinder zu wecken und sie in die Lesung aktiv einzubeziehen. Dank der Betonung und Wiederholung mancher Wörter, der Mimik sowie der Buchillustrationen konnten die Kinder der Geschichte auch in der Fremdsprache folgen und teilweise die Handlung erraten. Manche waren erstaunt und froh, da sie plötzlich etwas Arabisch oder Persisch verstehen konnten. Anschließend schrieben wir die Tiernamen aus dem Buch in der jeweiligen Fremdsprache an die Tafel. Zu unserer großen Freude konnten wir feststellen, dass einige Kinder von sich aus begannen, die Wörter abzuschreiben. Stolz zeigten sie allen ihre Schreibversuche. Am Ende verteilten wir als Erinnerung die Namen der Kinder und die Tiernamen in arabischer und persischer Sprache. Die Kinder waren begeistert von unserer Anwesenheit im Klassenzimmer, machten interessiert mit und genossen sehr die einzigartige Unterrichtsstunde.

Auch für uns war dies eine bereichernde Erfahrung. Die Spontaneität und die Ansichten der Kinder in den verschiedenen Klassen machten jede Lesung besonders. Vor allem die Unvoreingenommenheit und Wertschätzung, die die Kinder uns entgegenbrachten, bleiben uns in Erinnerung und motivieren uns für weitere Lesungen dieser Art.


Der Juni in Meißen mit der Frauenvielfalt

Die Teilnehmerinnen des Projektes Frauen für Vielfalt – interkulturelle Bildungswerkstatt Meißen waren im Juni sehr beschäftig. Unserer Stadt wurde durch viele Veranstaltungen belebt und wir Frauen aus dem Atelier Frauenvielfalt, wirkten mit. Anfang Juni versüßten wir mit vielerlei Gebäck und Kuchen das Literaturfest.

 

In der folgenden Woche boten wir beim Rotary Club Kinderfest einen künstlerischen Blick auf das Persische und Arabische Alphabet. Dafür gestalteten einige Frauen aus Afghanistan und dem Iran ein großes Plakat mit dem Persischen Alphabet, auf dem sie die Buchstaben in Form von Tieren oder Gegenständen darstellten.

 

Die Kinder wurden eingeladen, die Buchstaben ihrer Namen auf diesem Plakat zu suchen. Anschließend erklärten und zeigten die Frauen, wie der Name von rechts nach links geschrieben wird und wie die Buchstaben miteinander verbunden werden. Begeistert probierten die Kinder sofort, ihre Namen zu schreiben. Die Frauen halfen ihnen dabei, den Namen zu schreiben und mit kleinen Details zu dekorieren. Als Erinnerung an den Tag konnten die Kinder ihr Namensbild mit nach Hause nehmen.

Als letzte Aktion im Juni bereiteten wir zahlreiche Delikatessen für das Stadtteilfest im Triebischtal vor. Viele unserer Projektfrauen kennen das Triebischtal gut, denn sie wohnen hier. Bei allen Veranstaltungen waren die Stände des Atelier Frauenvielfalt gut besucht und unsere Arbeit wurde sehr geschätzt.

 

Die vielen positiven Rückmeldungen waren nicht nur ein willkommenes Dankeschön, sondern auch das Ergebnis ehrenamtlichen Engagements der am Projekt teilnehmenden Frauen und unserer gemeinsamen Vorbereitungsarbeiten. Für jede Veranstaltung gab es Organisationsteams mit 7 bis 12 Teilnehmerinnen, die das Angebot festlegten, die Aufgaben verteilten und die Gestaltung der Veranstaltungen organisierten. Viele der Frauen, die das Projekt besuchen, kochen und backen gern. Einige sind künstlerisch interessiert. Sie belebten die Treffen nicht nur mit ihren Ideen, sondern auch mit ihrer Expertise.

 

Am Tag der Aktionen selbst waren unsere Stände sorgfältig und liebevoll vorbereitet. Etwas aufgeregt erwarteten die teilnehmenden Frauen ihre Gäste. Wird alles gut laufen? Werden wenige oder viele Leute kommen? Die Aufregung sollte nur einen kurzen Moment dauern, schon kamen die Ersten und die Frauen beantworteten Fragen zu ihren Angeboten. Bald unterhielten sie sich angeregt mit ihren Gästen. Dies war eine gute Gelegenheit für sie, über ihre Fähigkeiten und Interessen zu sprechen und in Austausch mit den Besucherinnen und Besuchern zu kommen.

 

Am Ende eines jeden Aktionstages freuten sich alle teilnehmenden Frauen über die Komplimenten, die langen und kurzen Gespräche und die Ermutigung, weiterzumachen. Die Frauen teilten mit, dass es für sie besonders bemerkenswert und eine wichtige Erfahrung war, sich in der Rolle der Schaffenden zu zeigen und die Möglichkeit zu bekommen, ihr Wissen und Können mit den Leuten zu teilen und darüber zu sprechen. Insgesamt war der Juni ein Monat voller Organisation, Begegnungen und gemeinsamer Erlebnisse, die unser Stadtleben bereichert haben.

 

Auf diesem Weg bedanken wir uns bei den verschiedenen Organisationsteams und allen Mitgestalterinnen und Mitgestaltern, mit denen wir zusammen diese lebendigen Begegnungsorte in der Meißner Öffentlichkeit schaffen konnten.


Menschlichkeit zuerst! Frauen gegen Rassismus

Ein Blick hinter die Kulissen des Aktionstages, organisiert vom Projekt Frauen für Vielfalt - Interkulturelle Bildungswerkstatt in Meißen

Vom 14. bis 27. März fanden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. In dieser Zeit werden verschieden Veranstaltungen und Aktionen weltweit organisiert, deren Ziel es ist, die Mehrheitsgesellschaft für Themen wie Diskriminierung und Rassismus zu sensibilisieren. Die Menschenwürde ist unantastbar und unteilbar, doch die Lebensrealität zeigt uns, dass die Auseinandersetzung damit immer wieder nötig ist.

Eine Gruppe von Frauen des Projekts Frauen für Vielfalt – Interkulturelle Bildungswerkstatt Meißen nahmen es zum Anlass, um mit einer Spaziergang-Aktion gegen Rassismus am Mittwoch den 23. März auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

Die Aktion war das Ergebnis einer vielfältigen Gruppenarbeit. Am Anfang galt es zu herauszufinden, ob wir zusammen eine Aktion machen wollen. Mehr als 20 Frauen nahmen an den Vorbereitungsgesprächen teil. Wir stellten schnell fest, dass Rassismus für alle ein relevantes Thema und für viele Frauen eine alltägliche Erfahrung ist: an der Bushaltestelle, am Spielplatz, auf der Straße, in Ämtern. Es wird ihnen oft gespiegelt, dass sie „hier“ nicht dazu gehören. Innerhalb der Gruppe gab es auch Frauen, die sich nicht diskriminiert fühlen oder nur sporadisch solche Erfahrung gemacht haben. Aber alle wollten mitmachen und ein Zeichen geben.

Dieser kontinuierliche Austausch war wesentlich für den Entwicklungsprozess der Aktion. Die Frauen wollten ihre persönlichen Gedanken und Botschaften mit den Meißnerinnen und Meißnern teilen und ins Gespräch kommen. Während der vierwöchigen Vorbereitung gab es viele Ideen, die mit der Zeit klarer wurden. Das Engagement der Frauen war groß. Am Ende gingen 10 Frauen mit ihren Schildern und vielen Blumen auf die Straße, andere unterstützten die Initiative und die Gruppe, indem sie ihre kreativen Fähigkeiten und ihre Zeit für die Vorbereitung zur Verfügung stellten.

Der Spaziergang durch die Stadt war ein mutiger Akt, der für die Menschenwürde unternommen wurde.


Kontakt für Projekt "Frauen für Vielfalt"

Grit Stephan
Telefon 01748 488441 | E-Mail atelierf@sopro-meissen.de

Giulia Ferrari
Telefon 01577 2104034 | E-Mail ferrari-atelierf@sopro-meissen.de

Sawsan Amin
Telefon 0176 48734818 | E-Mail amin-atelierf@sopro-meissen.de